Wer kennt noch den Brauch, am Schlachttag ein Sauschwänzle heimlich an die Hose von Beteiligten zu hängen? Beim Erzählschoppen der Stadtbibliothek Hammelburg am Dienstag, 15. November, steht diesmal die Hausschlachtung und ihre Rituale im Fokus.

Edwin Fella, lang geübter Hausmetzger, lässt seine Erlebnisse und Erfahrungen Revue passieren. Unterstützt wird er von Karl Heilmann und anderen, die erzählen, wie die eigene Familie die Schlachttage mit Vor- und Nacharbeiten erlebten und wie dies ein fester Bestandteil im Jahresablauf wurde. Moderiert wird die lockere Gesprächsrunde bei einem Glas Wein von Ernst Stross. Der Eintritt ist frei.

Zeiten vor Aldi, Lidl & Co.

Fleisch und Wurst aus der Metzgerei oder der Fleischtheke im Supermarkt, in Folie verpackt im Discounter – für die meisten Verbraucher heute eine Normalität. Für viele Haushalte in der ländlichen Region dagegen war es früher üblich, sich ein „Hausschwein“ selbst heran zu füttern und in der kalten Jahreszeit durch einen „Hausmetzger“ schlachten zu lassen. Vom Töten, Brühen, Ausnehmen und Zerlegen bis hin zum Wurstmachen – alles erfolgte im eigenen Umfeld.

Wenn dann die gefüllten Därme im dampfenden Wurstkessel kochten und die Waschküche im Dunst versank, liefen festgelegte Arbeitsschritte und auch Rituale ab, die bis heute ihre eigene Wertigkeit haben und Erinnerungen hervorrufen. Wenn der Fleischbeschauer seine Stempel gesetzt hatte, Freunde und Nachbarn zum Kesselfleischessen kamen und der erste Schnaps den Magen besänftigte, war wieder einmal ein Gemeinschaftswerk vollbracht und die Wurst- und Fleischvorräte für ein Jahr aufgefüllt.