Kleine Tat, große Wirkung: Stück für Stück eingesammelt, schon ist wieder ein Müllbeutel voll: Lukas Pitule von Forchheim Stadt & Land erzählt über seine Aktion „Müll sammeln“. Auch die anderen Redakteure berichten von ihrer Fastenwoche.

Die Tücken des Selbstlernens
Hula Tanz und Ukulele lernen, Tamara Keller, Rhön Grabfeld Anzeiger

Online-Kurse haben natürlich auch eine ganze Menge toller Vorteile, doch so langsam wünsche ich mir sowohl Tanz- als auch Ukuleleunterricht in Präsenz – zumindest teilweise. Meinem Empfinden nach, klappt’s recht gut, doch stimmt das auch? Live-Unterricht, um Fehler direkt zu korrigieren, bevor ich mir etwas falsch angewöhne, wäre doch sehr hilfreich.

 

Alles Käse
Essen ohne Tierleid, Jessica Rohrbach, Bad Kissinger Anzeiger

Überbacken mit Hefeschmelz, „Käse“ aus Cashewnüssen – ich habe vieles versucht und vieles hat gut, aber leider nicht nach Käse geschmeckt. Nun habe ich online einen viertel Laib von einem Biohof mit kuhgebundener Kälberaufzucht bestellt. Vor Ort war so ein Produkt nicht zu bekommen. Stattdessen gab es im Bioladen Milch aus solcher Haltung, für die ich aber schon eine gute vegane Alternative habe.

 

Englisch lernen
Neues lernen, Jessica Rus, Kulmbacher Anzeiger

Ich habe mir fest vorgenommen die Fastenzeit auch dafür zu nutzen, meine Englischkenntnisse zu verbessern. Here we go! Zum Einstieg gab’s ‘ne spannende englische Dokumentation auf Netflix. Aber dummerweise schlägt mir der Streaming-Dienst jetzt nur noch englischsprachige Serien vor… Wie stelle ich das nach der Fastenzeit wieder um?  Now we have the salad!

 

Echte „Qualitytime“
Fernseher und Netflix fasten, Pia Nowak, Bamberg Stadt & Land

Bis vor wenigen Wochen hatte ich noch einen Hang zum Serien- und Filme-Gucken. Und erst jetzt wird mir richtig klar, wie viel Zeit dabei draufgegangen ist. In den letzten Wochen habe ich mehrere richtig gute Bücher verschlungen. Abends die Badewanne nicht nur zum Duschen, sondern tatsächlich in ihrer Funktion als Wellness-Tempel genutzt (mit Kerzen und allem Drum und Dran), jede Menge Online-Kurse absolviert und das erste Mal seit Jahren meine Geige wieder aus dem Schrank geholt.

 

Schummeln in der Not
Handy-Bildschirmzeit fasten, Nina Grötsch, Report Kitzingen

Die Konfirmation meiner Tochter und die Krönung der neuen Sickershäuser Weinprinzessin stehen aktuell auf meiner ToDo-Liste. Normal würde ich mein Handy jetzt kaum aus der Hand legen, schließlich sind last minute unzählige Nachfragen und Absprachen nötig. Aus der Not heraus musste (!) ich diese Woche also ein bisschen schummeln. Statt am Handy habe ich viiiiiiel Zeit am PC verbracht. Außerdem schreibe ich jetzt E-Mails statt WhatsApp-Nachrichten und telefoniere mit dem guten alten Festnetz-Telefon.

 

Kartoffelp(f)anne
Fleisch fasten, Jürgen Scheibe, Lichtenfelser Wochenblatt

In letzter Zeit gönne ich mir häufiger Bratkartoffeln. Die schmecken, machen satt und sind fleischlos. Damit’s nicht zu eintönig wird, schmeiße ich noch irgendeine Beilage (z.B. Pilze oder Eier) dazu in die Pfanne. Neulich schnorrte ich zwei Veggie-Burger von meiner Tochter. Beim Essen konnte ich allerdings keinen erkennbaren Zweitgeschmack entdecken. Ein Blick auf die Packung: Die Burger waren auch aus Kartoffeln!

 

Kraft der Steine
Stress fasten, Sina Kemnitz, Coburg Stadt & Land

(Halb-) Edel- steinen sagt man ja eine heilende Wirkung nach. Ein Amethyst in der Wasserkaraffe soll z.B. Stress vorbeugen und bei Unruhe, Nervosität und seelischen Belastungen helfen. 24 Stunden soll das Wasser in der Karaffe stehen, damit die Wirkung des Steines beim Trinken auf den Körper übergeht. Ein bis zwei Gläser meines Heilwassers trinke ich nun jeden Tag und erhoffe mir davon Stresslinderung.

 

Wie Ostern
Müll sammeln, Lukas Pitule, Forchheim und Erlangen-Höchstadt Stadt & Land

Das Schönste beim Müllsammeln ist ja auch das Erfolgserlebnis, das man hat, wenn man Müll findet und ihn gleich wegräumen kann. Das ist eigentlich wie Ostern. Als Kind konnte man noch Süßigkeiten oder kleine Überraschungen suchen, heute sind es halt dann statt Schokoeier gebrauchte Taschentücher, alte Corona-Masken oder Zigarettenstummel.

Kleine Tat, große Wirkung

Stück für Stück eingesammelt, schon ist wieder ein Müllbeutel voll: Lukas Pitule erzählt über seine Fastenaktion „Müll sammeln“


Schuhe binden, Jacke an, Handy und Hausschlüssel einstecken, Zange einpacken, Einweghandschuhe anziehen, Müllbeutel anziehen – schon kann es losgehen zu einem Spaziergang. Der Redakteur Lukas Pitule hat es sich in der Fastenzeit zur Aufgabe gemacht, während des Spazierengehens Müll vom Boden aufzusammeln.

„Durch die Corona-Zeit mit die vielen hygienischen Plastik-Verpackungen, den Masken und den vielen Spaziergängen, weil ja alles zu hat, hat sich überall noch mehr Müll als sonst angesammelt“, so Lukas Pitule. „Müll, der nicht aufgesammelt wird, verschwindet nicht einfach so. Im Gegenteil, er bleibt. Und je nach Müll können sich Gifte oder Krankheitserreger für die Tiere und die Natur absetzen.“ Deswegen zieht der Redakteur, ausgerüstet mit Zange, Einweghandschuhen und Müllbeuteln, durch die Natur und sammelt den Unrat.

Wie lange braucht Müll, um zu verrotten?

In der Regel verfällt organischer Müll natürlich schneller als Kunststoffe. Der Alpenverein macht mit sogenannten Verfallstabellen von Unrat darauf aufmerksam, wie lange der Müll, wenn er nicht aufgesammelt wird, braucht, um zu verrotten. Das Ergebnis ist ernüchternd.

Wo es noch relativ schnell geht: Moderne Papiertaschentücher sind reiß- und wasserfest gemacht und brauchen daher gut 1 bis 5 Jahre, bis sie verrottet sind. Zeitungspapier braucht bis zu 3 Jahren und hinterlässt durch die Druckerschwärze Chemikalien im Boden. Auf den Boden gespuckter Kaugummi braucht zwischen 3 bis 5 Jahren, bis er sich zersetzt hat. Und wenn man denkt, Orangen und Bananen können als organischer Abfall liegengelassen werden, muss folgendes bedenken: Diese Früchte brauchen tropisches Klima für einen raschen Abbau und belästigen die Natur noch bis zu 3 Jahren mit ihrer Anwesenheit. Zigarettenstummel brauchen bis zu 7 Jahren mit der Zersetzung, aber sie hinterlassen Gifte und Schadstoffe, die den Boden und das Grundwasser verseuchen.

Wo es ein bisschen länger dauert: Nylonfasern brauchen gut 60 Jahre, bis sie verschwunden sind. Blechdosen brauchen zwischen 50 bis 500 Jahre für ihren Verfall – dabei können sich Tiere an den scharfen Kanten verletzen. Tetrapacks brauchen zwischen 50 und 100 Jahre und hinterlassen Weichmacher, die in die Umwelt gelangen können. Ähnlich sieht es beim Plastiksack aus: 100 bis 200 Jahre. Aluminiumpapier ist ebenfalls hartnäckig und lässt sich 200 bis 400 Jahre Zeit mit der Verrottung. Babywindeln stinken durch den Materialmix und weil sie auf Beständigkeit entwickelt wurden, noch 500 bis 800 Jahre vor sich hin.

Nun die absoluten „Gewinner“ der Tabelle: Plastikflaschen brauchen etwa 100 bis 5000 Jahre – in all dieser Zeit können Weichmacher in die Umwelt gelangen. Bei Styropor und Glasflaschen wird es sogar noch schwieriger: Man schätzt, dass sie 4000 bis 6000 Jahre brauchen, aber quasi ewig beständig sind, wenn sie keinen Naturkräften ausgesetzt sind. Und gerade Styropor hinterlässt in all der Zeit Giftstoffe.

Recycling statt wegwerfen

Judith Langevin arbeitet für ein deutsch-französisches Recycling-Unternehmen und erklärt: „Müll wie Papier, Plastik, Altmetall oder Glas: Das sind alles wertvolle Rohstoffe, aus denen man wieder Neues herstellen kann. Gerade in Deutschland gibt es eigentlich ein funktionierendes Netzwerk an Unternehmen, die sich darauf spezialisiert haben, Müll zu recyceln und daraus zum Beispiel wieder Flaschen oder Verpackungen herzustellen. Das kann aber nur funktionieren, wenn auch sinnvoll recycelt wird und Müll nicht einfach irgendwo liegengelassen wird.“

Unterwegs mit einem Müllbeutel

Für Lukas Pitule war es am Anfang eine leichte Überwindung, mit einem Müllbeutel fremden Müll aufzusammeln: „Vor allem ist es auch eine Frage der Hygiene – aber man kann sich ja schützen mit Handschuhen oder einer Zange“, erklärt er.

„Was mich aber total begeistert hat, war das Erfolgserlebnis, dass während des Spazierens der Müllbeutel immer voller und schwerer wurde. Es ist ein kleines Erfolgserlebnis, wenn man wieder neuen Müll findet und ihn aufräumen kann.“ Viele andere Spaziergänger hätten sich sogar bei dem saubermachenden Redakteur für den Einsatz bedankt.

„Das meiste, was ich finde, sind leider viele Zigarettenstummel, aber auch viel Papiertaschentücher. Aber natürlich auch Masken sind zahlreich dabei.“ Das Kurioseste, das er beim Aufräumen gefunden hätte? „Kuriose Sachen findet man vor allem auf Parkplätzen. Ich habe da schon diverse Klamotten gefunden, aber auch über ein altes Duschradio habe ich nicht schlecht gestaunt.“

Sein Fazit? „Ich mache auch nach der Fastenaktion weiter. Ich nehme jetzt immer einen Müllbeutel und Handschuhe mit, dass ich den Müll, den ich finde, auch aufsammeln kann.“

Foto: Pitule