„Einfach mal abschalten“ hieß es diese Woche für die Franken-Aktuell-Redakteure Pia Nowak von Bamberg Stadt & Land und Nina Grötsch vom Report Kitzingen. Ihre Fokusthemen der Fastenwochen sind „Bildschirmzeit fasten” und „Fernseher und Netflix fasten ”.

Spirit of Hula
Hula Tanz und Ukulele lernen, Tamara Keller, Rhön Grabfeld Anzeiger

Für Hintergrundinfos über Hula habe ich mir zwei Bücher gekauft und direkt verschlungen. Hula ist ein traditionell hawaiianischer Tanz, der in Bewegung ausdrückt, was gedacht oder gesehen wird. Früher wurde er bei religiösen Ritualen und Zeremonien, aber auch im Alltag getanzt. Mit geschichtlichem und kulturellem Wissen habe ich noch mehr Spaß. Mit der Ukulele bin ich bei meinem ersten Drei-Akkorde-Song angekommen.

 

Kleine Auszeit
Stress fasten, Sina Kemnitz, Coburg Stadt & Land

Einfach mal dem Alltag entfliehen, den Kopf freibekommen und neue Kraft tanken. Das tut vor allem Körper und Seele gut! Nach 2 Jahren coronabedingter Ski-Abstinenz geht es für mich deshalb übers Wochenende nach Österreich auf die Piste. Der Wetterbericht verspricht strahlenden Sonnenschein. Und die Gedanken ans Skifahren, ein tolles Bergpanorama und Zeit mit guten Freunden heben jetzt schon meine Stimmung.

 

Soup of the day
Fleisch fasten, Jürgen Scheibe, Lichtenfelser Wochenblatt

Während der Suppenkasper seine tägliche Suppe verschmähte, möchte ich auf meine keinesfalls verzichten. Verschiedene Nudeln (was mir die Hamsterkäufer so übrig gelassen haben), Reis oder Flädle sorgen für die Sättigung. Damit ich auch was zum Beißen habe, gönne ich mir ein paar Soja-Brocken, die den Umgebungsgeschmack meiner Lieblings-Brühe aus Ludwigsstadt, Landkreis Kronach, annehmen.

 

Wissen teilen
Neues lernen, Jessica Rus, Redakteurin Kulmbacher Anzeiger

Ich habe früh begriffen, dass man von Wissensaustausch profitieren kann: Schon zu Schulzeiten haben meine beste Freundin und ich unser Wissen nämlich gerne geteilt. Das ging in Proben manchmal gut, manchmal nicht… Da sie mittlerweile in Berlin lebt, telefonieren wir mindestens zwei Mal in der Woche. Und hier habe ich jetzt Folgendes eingeführt: Die ersten 15 Minuten des Gesprächs dienen ab sofort dem Wissensaustausch rund ums Allgemeinwissen.

 

Was ist mit Fisch?
Essen ohne Tierleid, Jessica Rohrbach, Bad Kissinger Anzeiger

Einmal in der Woche kommt bei uns Fisch auf den Tisch. Aber welchen kann man eigentlich guten Gewissens essen und welchen nicht? Überfischung, Beifänge und Lebensraum zerstörende Aquakulturen sind hier die größten Problematiken. Spontan fielen mir Forelle und Karpfen aus Teichanlagen in der Region ein. Die App „WWF Fischratgeber“ verriet mir noch einige mehr, zum Beispiel Wels, Hering oder Sprotte. Doch was ist mit Lachs oder Thunfisch? Das kommt auf Fanggebiet und -methode an!

Vergeudet
Müll sammeln, Lukas Pitule, Forchheim und Erlangen-Höchstadt Stadt & Land

Eine Expertin aus der Recycling-Branche hat mir verraten, dass es für Plastikmüll eigentlich ein ausgeklügeltes Recycling-System gibt und dass man aus dem Plastikmüll wieder neue Rohstoffe machen könnte. Wenn er denn recycelt und nicht auf den Boden geworfen würde.

Rätselfuchs
Bildschirmzeit fasten, Nina Grötsch, Report Kitzingen

Während meine „Leidensgenossin“ Pia Spiele neu für sich entdeckt hat, bin ich unter die Rätselfüchse gegangen und hab’ mir doch tatsächlich so richtig altmodisch ein Rätselheft gekauft: Nonogramme! Bis vor einem Jahr hat mir der Begriff nichts gesagt. Doch dann hab ich das gleichlautende Zahlenrätsel auf mein Handy geladen – und bin ihm total verfallen. Jetzt stelle ich fest: Auf Papier macht es mir sogar noch mehr Spaß.

Neue Routine
Fernseher und Netflix fasten, Pia Nowak, Bamberg Stadt & Land

Bereits nach wenigen Wochen merke ich, dass meine Routine, die bisher bequem und gewohnt war, sich ändert. Jeden Abend wollte ich allerdings doch nicht immer mit Lesen verbringen. Ich erzählte meiner Familie von meinem digitalen Fasten. So holte meine Mama die alten Spielesammlungen vom Dachboden. Somit habe ich mittlerweile auch meine Familie angesteckt – seit dem heißt es abends: „Und was spielen wir heute?“


Digital Detox: Fastenzeit ohne Smartphone & Binge-Watching

 

Nach einem anstrengenden Arbeitstag endlich aufs Sofa chillen und abschalten. Der Griff zur Fernbedienung – längst Routine. Dazu am besten noch das Handy in die Hand, schon kann die Multimedia-Berieselung starten. Für unsere Redakteurinnen Pia Nowak und Nina Grötsch ist damit seit Aschermittwoch Schluss. Während Pia aufs Fernsehen verzichtet, hat Nina ihr Handy weitgehend verbannt. Wie es ihnen dabei bislang ergeht? Wir fragen nach!

Nina Grötsch:
Jugendliche verbringen 44 Stunden pro Woche am Smartphone – eine erschreckende Zahl der Postbank-Jugend-Digitalstudie für 2021. Da die Tendenz steigend ist, kann man davon ausgehen, dass sie inzwischen sogar noch höher liegt. Jetzt könnte ich mich zum einen geschmeichelt fühlen, dass ich – mit teils fünf Stunden Handy-Bildschirmzeit am Tag – ja glatt noch mit der Jugend mithalten kann. Ehrlich gesagt, bin ich aber nicht unbedingt stolz auf diese Zahl, und erst recht kein Vorbild für meine Kinder.

Erst der weitgehende Verzicht aufs Handy macht mir bewusst, wie abhängig ich inzwischen von diesem Gerät bin. Statt einem Wecker klingelt frühs mein iPhone und zwingt mich zum ersten Körperkontakt des Tages. Warum nicht gleich checken, was über Nacht so alles passiert ist? Und was heute so alles ansteht? Hat vielleicht jemand Geburtstag? Oder gibt es endlich einen Beobachter für meine bei eBay Kleinanzeigen eingestellte Handtasche?

Was frühs der Wecker schafft, schaffen unter dem Tag die zig Nachrichten, die eintrudeln und nach deren Lesen man nur zu gerne noch eine Weile am Handy hängen bleibt. Sei es für einen „kurzen“ Ausflug auf Instagram, fürs Checken von Emails und Promiflash oder für ein paar Inspirationen bei Pinterest für Osterdekotipps. Dazu kommt bei mir noch die Sucht nach dem Farm-Spiel „Hay Day“, die mich schon seit zig Jahren umtreibt (wobei ich inzwischen immerhin keinen Wecker mehr um 2 Uhr nachts stelle, um Sonnenblumen zu ernten oder Schweine zu füttern…). Ob das Bezahlen an der Supermarktkasse, das Stellen der Parkuhr oder ein Timer für die Nudeln – überall ist das Handy gefragt.

Aktuell genieße ich es deshalb in vollen Zügen, dass mal nichts um mich herum bimmelt. Nichts stresst mich und ich kann mich viel mehr auf Dinge konzentrieren, die ich gerade tue. Erst abends nehme ich mein Handy für eine halbe Stunde zur Hand. So erfahre ich vielleicht erst später als andere, welches Z-Promi-Paar sich getrennt hat oder wer jetzt noch Corona hat, aber das Tolle ist: Viele Nachrichten und Fragen haben sich bis dahin schon von selbst erledigt.

Pia Nowak:
Montagabend, zwei Folgen „Grey’s Anatomy“: Vor zehn Jahren noch ein wöchentlicher Fixpunkt, kann ich meine Dosis „McDreamy“ seit Netflix & Co jederzeit zu mir nehmen. Und weil es am Feierabend zugegeben bequem ist, den Leib auf die Couch zu wuchten und den Flimmerkasten anzuwerfen, besteht dabei eine große Gefahr, sich ganz dem „Binge Watching“ hinzugeben. Einem englischen Wörterbuch zufolge heißt das, auf Schlaf zu verzichten, um alle Staffeln einer Serie innerhalb einer Woche zu schauen.

Dank Autoplay muss ich mich nicht einmal bewegen, um die nächste Serienfolge zu starten. Das übernimmt Netflix für mich. Ich gucke also weiter und weiter und immer so weiter… Vor lauter Bildschirmflimmern und Cliffhangern verliere ich dann natürlich auch ganz schnell die Zeit aus den Augen. Erst vor kurzem habe ich gelesen, dass der Deutsche am Tag durchschnittlich 211 Minuten fern schaut. Das ist ein Siebtel seines Lebens.

Da wundert es mich nicht, dass ich keine Zeit mehr für andere Dinge habe. Auf meinem Nachttisch stapeln sich ungelesene Bücher, und seit Monaten warten jede Menge unerledigte sowie aufgeschobene Dinge auf mich. Umso mehr faszinierte mich die Idee, während der Fastenzeit komplett auf Netflix & Co zu verzichten.
Die erste Woche war die härteste.

Natürlich habe ich es nicht geschafft, vor der Fastenzeit die Serie zu beenden, die ich gerade geguckt habe. Zu gerne hätte ich gewusst, wie es weitergeht. Der Drang hat nach ein paar Tagen aber stückchenweise nachgelassen – zum Glück. Denn die Versuchung war sehr groß. Wer feinste Serien-Dramaturgie gewohnt ist, kann sich nur schwer bei Laune halten. Ich versuchte es trotzdem mal mit einem Buch.

Und zu meiner Überraschung: das lief! Ich hatte schon immer eine blühende Fantasie. Ich kann mir die wildesten Welten und Geschichten ausmalen und brauche dafür nicht einmal Stifte. Doch nur Bücher lesen wurde mir dann auch irgendwann zu langweilig. Als nächstes war der Keller dran: Zu lange hatte ich es ignoriert und mich stattdessen mit Netflix beschäftigt. Am liebsten hätte ich nach dem ersten Abend direkt aufgegeben und alles stehen lassen, wo es gerade stand. Blöd nur, dass ich damit einen Großteil des Kellerflurs blockierte, was die Nachbarn bestimmt nicht so toll gefunden hätten.

Doch so langsam vermisse ich Netflix nicht mehr. Was war noch mal in der letzten Folge der Serie passiert, die ich vor der Fastenzeit geguckt hatte?

Foto: alvaro – stock.adobe.com