Während Tamara Keller die Ukulele-Saiten zupfte und den Hula Tanz lernte, blätterte sich Jessica Rus durch Lehrbücher und Wissens-Apps. Beide Redakteurinnen stellen ihre Fokusthemen vor. Wie erging es den anderen Franken-Aktuell-Redakteuren in Fastenwoche Nummer fünf?

Überall Müll
Müll sammeln, Lukas Pitule, Forchheim und Erlangen-Höchstadt Stadt & Land

Es fühlt sich an wie eine Sisyphos-Arbeit. Man packt Mülltüten mit herumliegenden Müll, wirft ihn weg, am nächsten Tag findet man neuen Müll. Leute, was ist denn los hier? Nächste Woche endet die Fastenzeit und damit auch offiziell meine Fastenaktion. Sehr wahrscheinlich mach ich weiter, aber verlasst euch nicht darauf, dass jemand anderes euren Müll wegräumt. Seid Helden und packt mit an!

Wissen durch quizzen
Neues lernen, Jessica Rus, Kulmbacher Anzeiger

Ich habe gelesen, dass man kurz vor dem Schlafengehen am effektivsten lernen kann. Was für eine Verschwendung, würde man dieses Zeitfenster ungenutzt verstreichen lassen! Ich habe versucht, ein paar Runden „Quizduell“ als Abendroutine für mich zu etablieren. Das Konzept der Wissensvermittlung ist gut. ABER: Verliere ich, bin ich aufgewühlt und frustriert. Gewinne ich, schüttet mein Hirn Dopamin aus, welches mich automatisch immer wieder den „Neue Runde“-Button betätigen lässt. Eine der beiden Varianten tritt unweigerlich ein – So kurz vor dem Zubettgehen lässt das den Weg ins Reich der Träume verdammt steinig werden.

Bewusster Leben
Fernseher und Netflix fasten, Pia Nowak, Bamberg Stadt & Land

Letzte Woche war die Versuchung wieder sehr groß. Irgendwo vermisse ich es , muss ich gestehen. Doch hat es mir auch die Augen geöffnet wie oft ich automatisch und unbewusst zur Fernbedienung und somit zu Netflix greife – vor allem bei solch bescheidenem Wetter. So langsam geht mein Büchervorrat zu Ende, meine Projekte sind finalisiert und meine Wohnung so ordentlich wie noch nie. Doch das Netflix-Fasten hat etwas in mir wieder wachgerüttelt: meine Kreativität. Mal sehen, was mir als nächstes einfällt.

Schluderwoche
Bildschirmzeit fasten, Nina Grötsch, Report Kitzingen

Ich war schlecht in dieser Woche. Und habe deswegen auch ein echt mieses Gefühl. Aber kennen Sie das nicht auch? Hat man ein erstes Mal gesündigt, dann ist ein zweites Mal schon leichter – und ein drittes Mal schon gar nicht mehr so schlimm… Aber jetzt ist wieder Schluss mit dieser Schluderei. Im Endspurt will ich mir selbst noch einmal beweisen, dass vieles auch ohne Handy geht.

Übung macht die Meisterin
Hula Tanz und Ukulele lernen, Tamara Keller, Rhön Grabfeld Anzeiger

Üben, Üben, Üben und noch mehr Üben – dies habe ich zum Motto meiner Fastenchallenge erkoren. Ich habe gemerkt, nur mit kontinuierlicher Übung komme ich weiter. Wenn es verflixt nochmal nicht klappen möchte, lege ich die Ukulele weg, klappe den Laptop mit dem Tanzkurs zu und starte am nächsten Tag nochmal – und siehe da – schon klappt es viel besser!

Weniger ist mehr
Stress fasten, Sina Kemnitz, Coburg Stadt & Land

In wenigen Tagen steht schon das Osterfest vor der Tür. Das bedeutet bei mir im Normalfall: Viele Termine und ständig unterwegs sein. In diesem Jahr gehe ich das Ganze etwas ruhiger an, schließlich will ich mir über die Feiertage auch etwas Zeit für mich gönnen. Denn weniger ist manchmal einfach mehr.

Das falsche Öl
Fleisch fasten, Jürgen Scheibe, Lichtenfelser Wochenblatt

Wochenlang teste ich einen veganen Wurstersatz nach dem anderen, denke ich mache was Gutes für meine Gesundheit, und tatsächlich hätte ich mich beinahe vergiftet. Ökotest hat 19 vegane Würste getestet. 13 waren „mangelhaft“ oder „ungenügend“, enthielten ein umstrittenes Verdickungsmittel, generell zuviel Salz und Verunreinigungen mit Mineralöl. Mineralöl! Und das bei den derzeitigen Spritpreisen.

Wild statt vegetarisch
Essen ohne Tierleid, Jessica Rohrbach, Bad Kissinger Anzeiger

Nachdem zuhause mein Käseproblem gelöst war, tauchte gleich die nächste Hürde auf: Essen gehen und bestellen. Vegane Gerichte stehen leider noch nicht auf jeder Karte, also gab es für mich Pizza ohne Käse sowie Wild statt vegetarisch, außerdem keinen Nachtisch und auch keinen Kuchen zum Kaffee. Das schmeckt mir gar nicht!

Von Saite zu Seite

Fasten bedeutet nicht nur Verzicht, sondern es bietet Gelegenheit den eigenen Horizont zu erweitern. Unsere beiden Redakteurinnen Jessica Rus und Tamara Keller wählten eher außergewöhnliche Fastent

hemen: Allgemeinbildung verbessern und Ukulele spielen & Hula Tanz lernen. Wie ist es den beiden in den letzten Wochen ergangen? Wir haben nachgefragt!

Jessica Rus:
Es gibt Dinge, von denen man weiß, dass man sie wissen müsste, aber wenn es drauf ankommt, steht man doch wieder schulterzuckend da. Durch zunehmende Digitalisierung und die ständige Verfügbarkeit von Informationen durch beispielsweise Google, besteht scheinbar immer weniger Bedarf, sein Allgemeinwissen zu erweitern. Ein paar Klicks und die fehlende Info liegt direkt bereit – das macht uns zu „Universalgenies“. Welchen Wert besitzt eigenes Allgemeinwissen also noch? Fragt man an dieser Stelle Quizkandidaten von Günther Jauch, könnte man wohl tatsächlich einen (Geld-)Wert genannt bekommen. Aber die Frage ist ernst, denn Studien zeigen, dass unsere Gehirnzellen zunehmend verkümmern. „Schluss damit“ dachte ich mir, die Fastenzeit dieses Jahr wird sinnvoll genutzt!

Ich testete in den zurückliegenden Fastenwochen verschiedene Möglichkeiten, mein Allgemeinwissen zu verbessern. Angefangen bei klassischen Lehrbüchern bis hin zu Quizspielen. Ich startete die Fastenaktionen der Vorjahre auch immer mit dem Vorhaben, wenigstens ein paar Dinge über diese Wochen hinaus beizubehalten. Ich bin ehrlich: Das hat leider nicht wirklich funktioniert. Aber dieses Mal bin ich mir sicher, dass ich eine Sache definitiv weiterverfolgen werde, denn ich habe wirklich Spaß daran gefunden: Ich bin auf eine Wissens-App gestoßen, in der es Bildung in gesprochener und kurzweiliger Form zum Hören gibt. Es ist eine Art „Wissenspodcast“.

Durchs Ohr ins Hirn

Dicke Wälzer studieren ist nichts für mich, ich setze lieber auf „Wissen-to-go“. Das habe ich in dieser neuen Lernmethode definitiv gefunden. Die App bietet unterschiedliche Themengebiete, die dann jeweils noch mal in einzelne Folgen mit zehn bis 15 Minuten aufgeteilt sind. App öffnen, „Play“ drücken und zuhören – einfacher geht’s nicht. So lässt sich z.B. aktuell auch die Wartezeit im Schnelltestzentrum gut überbrücken. Ich empfinde es als Luxus, scheinbar zu den auditiven Lerntypen zu gehören. Selbst die langweiligsten Tätigkeiten kann man so auch im Standby sinnvoll umfunktionieren.

Wissens-Junkie

Ich bin im Zuge meines Fastenvorhabens auf folgendes Zitat von Josh Billings gestoßen: „Wissen ist wie Geld: Je mehr man bekommt, desto mehr will man haben“ und dem kann ich abschließend wirklich zustimmen. Man wird automatisch und unterbewusst wissbegieriger und fängt an, das oberflächlich vermittelte Wissen vertiefen zu wollen. Interessiert mich ein Themengebiet besonders, fange ich an, gedanklich weitere Fragen dazu zu stellen. Diese lassen mich manchmal so lange nicht ruhen, bis ich die Antworten gefunden habe. Und das führt wieder dazu, dass ich noch mehr Interesse entwickle. Gibt es ein positiv behaftetes Synonym für „Teufelskreis“? Ich muss das rausfinden…

Tamara Keller:
In den fünf Wochen des Selbsterlernens habe ich einige Gefühlsschwankungen durchlebt. Zu Beginn der Challenge war mir sehr mulmig zumute. Ich hatte große Bedenken, dass ich besonders beim Ukulelespielen an meine Frust- und Aggressionsgrenze komme. Ich musste auch ab und an meinen inneren Schweinhund überwinden, war enttäuscht, zerknirscht und deprimiert – war aber auch stolz und glücklich, hatte Überraschungserfolge, wenn ein Song beispielsweise auf Anhieb klappte. Aus Frustmomenten wurden Glücksmomente. Ein wirklich schönes Hochgefühl. Gerade in den letzten Jahren ist die Bandbreite an (Online-)Kursen enorm gestiegen. Es ist möglich, so vieles zu testen und auszuprobieren – vom Imkerkurs über’s Stricken lernen bis hin zum Meditieren, ist so vieles dabei, was alles ausprobiert werden möchte.

Gut für Körper und Geist
Mein Rhythmus- und Taktgefühl hat sich in dieser Zeit um einiges gebessert und ich fühle mich beim Tanzen sicherer und insgesamt etwas selbstbewusster. Hulatanzen ist in erster Linie Bewegung. Das Herz-Kreislaufsystem wird angeregt, der Beckenboden gelockert und die Bein- und Armmuskulatur gestärkt. Die Vielfalt der Tanzschritte fördert die Beweglichkeit und Koordination. Sowohl beim Ukulele spielen als auch beim Tanzen ist man komplett auf sich konzentriert.

Durch die Fokussierung ist es möglich, den den Kopf freizubekommen. Die Schrittabfolgen und Handgesten, neue Akkorde, Schlagtechniken und Rhythmen fördern das Kurz- und Langzeitgedächtnis. Ich habe mit dem Ukulele spielen ein neues Hobby gefunden, was ich definitiv weiterführen werde. Ich werde auch weiter tanzen und mich nach anderen Tanzstilen umschauen. Ich muss  zugeben, ich bin schon ein bisschen stolz auf mich und konnte mich selbst Tag für Tag, Woche für Woche, ein bisschen besser kennenlernen. Ich bin glücklich mit meinen zwei neuen Hobbys und werde weiterhin Neues ausprobieren und mich in Neuem ausprobieren – denn wer weiß, welche unentdeckten Talente noch in jedem von uns schlummern.

Fotos: PR