Michael Griebel und Claudia Endmann haben 2017 mit ihrer Weltreise gestartet. Hier erzählen sie über ihre Erlebnisse.

Etwas mehr als 30 000 Kilometer auf den Rädern: Seit 37 Monaten sind Michael Griebel und Claudia Endmann unterwegs, quer durch Europa und Lateinamerika lief alles programmgemäß, ehe Corona sie Mitte März im argentinischen Mendoza stoppte. Auch wenn die Bewältigung dieser Strecke und die dabei 230 000 zurückgelegten Höhenmeter ein imposantes Zahlenwerk sind, hat das fränkische Duo nicht Rekorde und Geschwindigkeit im Visier, sondern Land und Leute kennenzulernen.

Lebenstraum Weltreise

„Einen Lebenstraum erfüllen, auf keinen Fall eine Express-Weltumradlung“ war Anfang Mai 2017 im FT zu lesen. Geplant, gesagt, getan! „Es lief alles wie geplant, nur nicht, dass wir Patagonien mit einem Wohnmobil bereisen. Da gibt es so viele Natur-Highlights, die sehr abseits liegen und auch viele übelste Schotterpisten. Wir wollten da auch was Besonderes erleben und viel wandern“, begründet der 62-Jährige den (spontanen) Umstieg auf den Camper, der nun wieder verkauft wird.

Seit der Elektrotechnikermeister und die Sozialpädagogin im kalifornischen San Diego gelandet sind und entlang des Pazifiks unterwegs waren, gehen die täglichen Durchschnittskilometer bewusst zurück. „Durch Europa sind wir ja fast gerast, dann aber mehr gereist. So verbrachten wir allein in Mexiko 179 von 180 möglichen Visa-Tagen“, zieht Claudia Endmann eine Zwischenbilanz. Bei den Fragen nach den Highlights gibt es bei beiden keinen bestimmten Ort oder eine Sehenswürdigkeit, die die Massen anzieht, als Antwort.

Von Highlights und großen Herausforderungen

„Es sind die verschiedenen Herausforderungen, die zu meistern sind. Einmal das Wetter, dann die verschiedenen Höhen mit 4000er-Pässen und die örtlichen Gegebenheiten, wenn man einmal für sieben Tage Essen auf dem Rad mit dabei hat“, betont die 50-Jährige, die ebenso wie ihr Lebensgefährte die spanische Sprache vor Ort gelernt hat. Er kommt bei der jüngsten Tour ins Schwärmen: „Patagonien und Feuerland bleiben schon allein der Wanderungen wegen unvergessen. Aber auch die Gebirgstouren in den Anden, so in Peru, machen deutlich, dass hier ganz andere Dimensionen herrschen als in den Alpen.“ In puncto Übernachtung haben sie schon „alles Mögliche“ hinter sich.

Zelten „wild“ oder auf dem Camping-Platz, Hostels, Freundschaftsnetzwerke wie Warmshowers und Couchsurfing und manchmal auch Hotels. Nach dem obligatorischen Müsli-Frühstück waren bislang viele Straßenstände eine gute kulinarische Adresse, wo es meist ein regionales „Mittags-Menü“ gibt, in Belize oder Bolivien etwas spartanischer als in Mexiko oder Guatemala. „Die Hilfsbereitschaft und Gastfreundlichkeit der Lateinamerikaner sind unglaublich. Sehr viel aufgeschlossener als man in den Reisewarnungen des Auswärtigen Amts liest“, stellt Endmann heraus und erzählt von vielen Einladungen, Wasserversorgung am Pass oder schneller Hilfe, wenn man sich kurz mal auf der App orientiert.

Diese positive Überraschung ist den beiden sicherlich genauso wichtig wie die Tatsache, dass ihr Strullendorfer Zimmermann-Rad auch nach drei extremen Jahren immer noch rollt und rollt.

Diese Ziele haben sie auf ihrer Reise noch vor sich

Dies soll auch noch zwei bis drei Jahre so bleiben. Nach einer Verschnaufpause Anfang September in der fränkischen Heimat – einen „runden“ Vater-Geburtstag gibt es zu feiern – geht es ans andere Ende der Welt Richtung Neuseeland/Australien, anschließend China und Indien.

„Wir haben kein zeitliches Limit. Die Strecken dürften insgesamt etwas einfacher werden“, blickt Michael Griebel voraus. Aber erst einmal müssen sie sich aus der argentinischen Quarantäne befreien, was in Bälde möglich sein sollte. Dann wartet noch ein Vierteljahr in Paraguay, Uruguay und Brasilien, falls Covid-19 es zulässt. „Ein Comeback ist schlecht möglich, wenn du nicht vorher irgendwo gewesen bist“, lautet eine Schlagzeile auf deren Homepage (www.2like2.bike). Griebel/Endmann sind nun schon seit gut drei Jahren on tour, sowohl bei minus 15 Grad (in Bolivien) als auch plus 40 Grad (in Mexiko) und haben ihr herbstliches Zwischen-„Comeback“ in Franken im Visier.

Last but not least: Einen gefährlichen Moment hatten sie auch zu überstehen, als ihnen in Kolumbien Motorradfahrer versuchten, das Handy am Rad zu entreißen. Griebel und Endmann kamen zwar beide zu Fall, jedoch ohne größere Blessuren, und auch das Handy blieb in der stabilen Verankerung.

Text: Bertram Wagner
Fotos: Privat