Klaus Peter Söllner, seit 20 Jahren nun schon Landrat für Kulmbach, verrät im Interview, wie er Arbeit und Freizeit unter einen Hut bringt und welche Herausforderungen auf ihn warten.

Er ist der dienstälteste Landrat Oberfrankens: Klaus Peter Söllner (Freie Wähler), der am Montag dieser Woche sein 20-jähriges Dienstjubiläum feierte. Die Mitarbeiter des Landratsamtes überraschten ihren Chef mit einer Überraschugnsparty. Ob er nochmals Mal kandidiert? Die Antwort gibt es im folgenden Interview.

KULMBACHER ANZEIGER: Herr Söllner, 20 Jahre Landrat – eine lange Zeit, in der Sie für die Region viel bewegen konnten, in der Sie aber auch auf viel Privates verzichten mussten. Wie gelingt es Ihnen, Familienleben und Beruf unter einen Hut zu bringen?

Klaus Peter Söllner: Privatleben, Familie und Freunde sind natürlich oft zu kurz gekommen. Für meine Frau ist es sicher nicht immer einfach, nahezu jeden Abend alleine verbringen zu müssen. Dennoch sind mir Familie und Verwandte sehr wichtig. Unsere Eltern sind früh verstorben, und gerade in jener Zeit habe ich viel Hilfe aus dem Kreise meiner Familie und mehrerer Verwandter erfahren. Dafür bin ich noch sehr dankbar.

ANZEIGER: Sie eilen von Termin zu Termin, haben kaum Freiraum. Bringt Sie der Veranstaltungsmarathon nicht manchmal an Ihre Grenzen?

Söllner: Die Belastung ist schon extrem. Häufig habe ich – etwa an einem Samstag – bis zu zehn Termine wahrzunehmen. Die Sieben-Tage-Woche ist Normalität. Dabei ist eigentlich die Kernaufgabe als Landrat, aber auch als Vorsitzender der Zweckverbands Klinikum, des BRK-Kreisverbandes, der Energieagentur, der Genussregion, des Bierlands und vieler anderer Gremien mehr, schon sehr fordernd. Die Abend- und Wochenend-Termine kommen noch oben drauf! Dennoch gibt es keinen Grund zu jammern, denn ich habe mir dieses Amt ja selbst ausgesucht.

ANZEIGER: Sie sind von Fußball, Tennis und Radfahren ebenso begeistert wie von Tischtennis. Haben Sie selbst noch Zeit zum Sport oder bleibt Ihnen nur die Zuschauerrolle?

Söllner: Die Zeit für Sport ist äußerst gering. Wie viele andere meiner Altersgenossen lebe ich sehr stark von der Erinnerung, von den Legenden der Vergangenheit. Als Zuschauer bin ich dem Fußball sehr verbunden, ob es nun den TSV Stadtsteinach betrifft, die Bayern oder auch den Club. Auch der Wintersport, hier insbesondere der Biathlon, interessiert mich stark.

ANZEIGER: Ein Blick auf Ihre politische Arbeit. Was war Ihr bis dato größter Erfolg?

Söllner: Diese Frage ist bei einer so langen Amtszeit äußerst schwierig zu beantworten. Positiv ist sicherlich die außerordentliche Entwicklung unseres Kulmbacher Klinikums. Hier haben wir gemeinsam mit der Stadt Kulmbach, der ich für die ausgezeichnete Zusammenarbeit sehr dankbar bin, viel erreicht.

Ansonsten wären viele positive Dinge zu nennen. Aus meiner frühen Landratszeit fällt mir die positive Abwicklung der Tierkörper-Verwertungsanlage, die damals ein großes Problem darstellte, der Erfolg des Jugendtagungshauses in Wirsberg und die beachtliche Entwicklung des Schulstandorts ein.

In jüngster Zeit sehe ich den Baubeginn der Umgehung Untersteinach als großen Erfolg, wenngleich ich hierbei die schwierige Lage für Kauerndorf als Wermutstropfen sehe.

ANZEIGER: Was war die bitterste Niederlage?

Söllner: Spontan denke ich hier an unser vergebliches Bemühen, den Landtagsstimmkreis Kulmbach zu erhalten.

ANZEIGER: Bereitet Ihnen die sehr unterschiedliche Finanzkraft der Gemeinden Kopfzerbrechen? Vor allem im Oberland gibt es ja Sorgenkinder.

Söllner: Es war mein stetes Anliegen, gerade unseren finanzschwachen Kommunen zu helfen. In jüngster Zeit hat sich hier viel getan.

Die gezielten Hilfen des Freistaates haben zu einer insgesamt positiven Entwicklung beigetragen. Denken wir nur an den Markt Grafengehaig. Hier konnte mit vereinten Kräften, natürlich auch mit der Tatkraft des Bürgermeisters und seines Rates, eine entscheidende Veränderung zum Positiven herbeigeführt werden. Zu nennen sind hier sicher auch die Aktivitäten der LQN-Gemeinden, die viele erfolgreiche Projekte umsetzen und insgesamt die Stimmung im Oberland stark verbessern.

ANZEIGER: Was sehen Sie als größte Herausforderung?

Söllner: Wir haben in der Flüchtlingshilfe bisher beispielhaft gearbeitet. Für die nächsten Jahre liegt nun der Schwerpunkt im Bereich der Integration. Die größte aller Problemstellungen im Landkreis ist sicher die demografische Entwicklung. Hier werden von unseren Gemeinden, insbesondere von der Stadt mit OB Schramm an der Spitze und vom Landkreis, große Anstrengungen unternommen. Es ist unser Ziel, junge, gut ausgebildete Leistungsträger noch stärker an den Standort zu binden und junge Menschen verstärkt nach Kulmbach zu bringen.

ANZEIGER: Als Ihre Stärken nennen Sie auf der Internetseite des Landkreises die Integrationsfähigkeit und Verhandlungsgeschick, als eine Schwäche Ihre gelegentliche Gutmütigkeit.

Söllner: Das stimmt. Meine größte Schwäche ist sicherlich der Wesenszug der Gutmütigkeit. Bisweilen wird man natürlich auch enttäuscht, meistens aber freut man sich, wenn man dem einzelnen Bürger bei vermeintlich „kleinen Anliegen“ helfen kann.

ANZEIGER: Theodor Heublein (1947 bis 1970) ist der Mann, der bis dato am längsten an der Spitze des Landkreises Kulmbach stand. Sie haben ihn bald eingeholt. Streben Sie eine weitere, dann fünfte Amtsperiode an?

Söllner: Ich befinde mich ja in der vierten Amtsperiode. Sofern ich gesund bleibe, bin ich 2020 24 Jahre im Amt. Was dann geschieht, hängt von vielen Faktoren ab.

Das Interview führte Alexander Hartmann