Was bringt so ein Mini-Verzicht überhaupt? Heute stellen die Franken-Aktuell-Redakteure Jessica Rohrbach vom Bad Kissinger Anzeiger und Jürgen Scheibe vom Lichtenfelser Wochenblatt ihre Fokusthemen der Fastenwochen „Essen ohne Tierleid” und „Fleisch fasten” vor.

So viel Müll!
Müll sammeln, Lukas Pitule, Forchheim und Erlangen-Höchstadt Stadt & Land

Was meinen Sie, wie lange es braucht, dass sich Papier auf natürliche Weise zersetzt? Eine Tüte ca. sechs Wochen, ein Taschentuch bis zu fünf Jahren. Und Metall wie Dosen oder Kronkorken? Das kommt aufs Metall an, aber: 10 bis 500 Jahre. Plastik? Tüten bis 500 Jahre, Flaschen bis 5000 Jahre. Der „Gewinner“: Styropor braucht gut 6000 Jahre, bis es komplett verschwunden ist.

Gehirnjogging
Neues lernen, Jessica Rus, Kulmbacher Anzeiger

Früher konnte ich mir eher weniger Zeit nehmen, um für die Schule zu lernen. Ich hatte als Teenager einfach viel um die Ohren! Freunde treffen, shoppen gehen, chatten… Ganz unbenutzt blieben meine Gehirnzellen aber nicht: Für Dr. Kawashima hatte ich immer Zeit. Diese Woche packte ich sein Kultspiel „Gehirnjogging“ für den Nintendo DS wieder aus. Das weckte nicht nur Kindheitserinnerungen, sondern auch die ein oder andere graue Zelle.

Erste Schäden
Hula Tanz und Ukulele lernen, Tamara Keller, Rhön Grabfeld Anzeiger

Fastenwoche zwei habe ich mit dem Ziel begonnen, mein neues Lieblingslied „What shall we do with the drunken sailer“ zu perfektionieren. Und es klappt immer besser! Allerdings mit ersten Folgeschäden: Blasen an den Fingerspitzen. Perfekt, dass ich gleich zwei Vorsätze habe, so habe ich mich mit schmerzenden Fingern auf Hula gestürzt und hier die ersten Einheiten wiederholt und neue Schrittabfolgen dazu gelernt.

Muskelentspannung
Stress fasten, Sina Kemnitz, Coburg Stadt & Land

Ich habe in dieser Woche die „Progressive Muskelrelaxation“ ausprobiert – und bin direkt dabei eingeschlafen. Ein gutes Zeichen dafür, dass die Methode tatsächlich funktioniert! Dabei spannt man im Liegen eine Muskelgruppe nach der anderen an, hält die Spannung kurze Zeit und lässt wieder los. Die Entspannung überträgt sich so von Muskelgruppe zu Muskelgruppe, der Blutdruck sinkt und auch die Atmung wird ruhiger. Das führt zu innerer Gelassenheit und verbessert allgemein die Stressverträglichkeit.

Geteiltes Leid
Bildschirmzeit fasten, Nina Grötsch, Report Kitzingen

Schön an meinem Fastenthema ist, dass nicht nur ich allein darunter leide, sondern auch andere. Dass ich auf Nachrichten jetzt erst einen Tag später antworte, statt nur ein paar Minuten später, ist auch für meine Mitmenschen eine echte Umstellung. Ich selbst fühle mich dadurch irgendwie entschleunigt. Gemäß dem Motto „Was ich nicht weiß, macht mich nicht heiß“ lebe ich meinen Tag ganz ohne News von WhatsApp, Instagram oder Facebook. Und siehe da: Es geht. So wirklich fehlen tut mir aktuell tatsächlich nur mein geliebtes Handy-Sucht-Spiel „HayDay“.

Fantasie wecken
Fernseher und Netflix fasten, Pia Nowak, Bamberg Stadt & Land

Ich habe mir nun gezielt und vor allem unter der Woche mehr als gewöhnlich vorgenommen: eine groß angelegte Putzaktion, Aussortieren, Besorgungen erledigen, Yoga. Und endlich habe ich seit Langem mal wieder ein Buch begonnen zu lesen, das seit dem Vorjahr bei mir zu Hause herumlungert.

Was aufs Brot
Essen ohne Tierleid, Jessica Rohrbach, Bad Kissinger Anzeiger

Abwechslungsreiche vegetarische und vegane Rezepte zum Mittag kenne ich genug. Meine persönliche Herausforderung ist tierleidfreier Brotbelag. Zum Glück gibt es viele leckere vegane Aufstriche, denen ich zuvor eher wenig Beachtung geschenkt habe. Und der improvisierte süße Aufstrich aus einer dünnen Schicht veganem Frischkäse, etwas Mandelmus und Ahornsirup hat definitiv Suchtpotential!

Soja so lala
Fleisch fasten, Jürgen Scheibe, Lichtenfelser Wochenblatt

Der Hunger treibt’s rein: Jetzt gehe ich die ganzen Fleisch-Alternativen mit den lustigen Namen an, die mir der Supermarkt bietet. Ganz ehrlich? Wie Fleisch schmeckt nichts davon. Aber schmeckt es wenigstens gut? Für mein Empfinden nicht wirklich. Die Burger-Varianten aus Kichererbsen und Tofu schmecken wie die Laubsägearbeiten vom letzten Kindergartenbasar. Aber Soja-Geschnetzeltes geht. Schmeckt so lala.

Was bringt so ein Mini-Verzicht?

Vielleicht kann eine kleine Nahrungsumstellung in der Fastenzeit sogar Großes bewirken

Am Aschermittwoch beginnt traditionell die Fastenzeit, die jeder, der sich darauf einlässt, ein bisschen anders auslebt. Verzicht ja – aber es muss nicht immer gleich der große sein. Viele Menschen lassen vor allem einzelne Lebensmittel aus, allen voran Alkohol und Fleisch. Manchmal bleibt es nur ein guter Vorsatz, und auch die Zahl der Abbrecher ist sicher nicht unerheblich. Wer es durchzieht, fastet in der Regel von Aschermittwoch bis Ostersonntag. Und jedes Jahr stellt sich die Frage, ob der kurzzeitige Verzicht auf Fleisch und Co. überhaupt Vorteile für die Gesundheit bringt, oder sind die Effekte zu vernachlässigen?

Die Gesundheit ist überraschenderweise nicht der einzige Grund, weshalb Menschen fasten. Manche werden auch nur von ihrem Ehrgeiz angetrieben. Sie wollen sich selbst und ihrem Umfeld beweisen, dass sie für längere Zeit auf bestimmte Lebensmittel verzichten können – ohne großartig darunter zu leiden. Das ist ähnlich hart, wie mit dem Rauchen aufzuhören

Entgiftung für den Körper

Tatsächlich sind Ernährungsexperten von den Vorteilen des 40-Tage-Fastens recht überzeugt. Sie plädieren für den Verzicht auf Alkohol oder Fleisch aus gesundheitlichen Gründen. Erwiesenermaßen senkt es die Harnsäure und Cholesterinwerte, der Blutzucker reguliert sich und das Geschmacksempfinden verbessert sich. Vierzig Tage auf Fleisch zu verzichten kann sogar bei bestimmten Krankheiten hilfreich sein, allerdings sollte man während der Fastenzeit dann Eier, Joghurt und andere tierische Produkte zu sich nehmen.

Und wer zusätzlich noch auf Alkohol verzichtet, leistet einen wertvollen Betrag zur Entgiftung seines Körpers und nimmt mit ein bisschen Disziplin eventuell ein paar Pfund ab. Risiken und Nebenwirkungen schließen die Experten bei der plötzlichen Umstellung der Ernährungsgewohnheit aus. Wer jedoch wie beim Heilfasten komplett auf feste Nahrung verzichten will, sollte das unbedingt unter Aufsicht eines Fastentrainers tun.

Wie geht es weiter?

Wer nach der Fastenzeit wieder zu Bratwurst, Schäufele und Grillhaxe greifen, aber die Menge reduzieren möchte, sollte die Mittelmeer-Diät ausprobieren. Sie gilt unter Experten als beste Ernährungsmethode der Welt, und das schon seit zwei Jahrzehnten. 2019 wurde sie wieder einmal von „US News“ zur besten Ernährungsform des Jahres gekürt. Auf dem Teller landen dabei viel Gemüse, Fisch und Olivenöl, dafür wenig Fleisch und verarbeitete Lebensmittel. Bei Vergleichsstudien schneiden daher auch nicht die Vegetarier und Veganer gut ab, sondern Menschen, die wenig Fleisch essen.

Nutztierhaltung als Klimakiller

Wenig Fleisch und andere tierische Produkte zu essen ist darüber hinaus auch noch gut für Tiere und Natur. Rund 60 Kilogramm Fleisch, rund 200 Kilogramm Milch und Milchprodukte sowie rund 240 Eier verzehrt jede Person in Deutschland im Durchschnitt pro Jahr. Um diese Mengen zu produzieren braucht es viel Nutzvieh und dieses viel Futter. Massentierhaltung, eine Überdüngung der heimischen Böden und das Roden von Urwald in Südamerika zum Anbau von Sojabohnen als Tierfutter sind die Folge.

Die Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) hat im Jahr 2006 berechnet, dass 14,5 Prozent der weltweiten Treibhausgas-Emissionen auf die Nutztierhaltung zurückzuführen sind. Diese Zahl steigt ebenso stetig wie der Verbrauch von tierischen Produkten. Ein dermaßen hoher Fleischkonsum wie aktuell in Deutschland – die Deutsche Gesellschaft für Ernährung empfiehlt weniger als die Hälfte davon für einen gesunden Lebensstil – hat damit auch direkten Einfluss auf die Klimaerwärmung.

Die Haltung macht den Unterschied

Doch Kuh und Co. müssen keine Klimakiller sein. Denn die Umweltbilanz von Nutztieren ändert sich mit der Haltungsform. Im Gegensatz zu seinen Artgenossen im Stall trägt das Rind auf der Weide zum Erhalt selbiger bei. Und der Boden unter Weiden und Wiesen wiederum bindet Kohlenstoff, was sich positiv aufs Klima auswirkt. Zudem ist Freilandhaltung im Gegensatz zu Massentierhaltung im Stall wesentlich artgerechter und tierfreundlicher, was wohl keiner weiteren Erklärung bedarf. Doch während bei Eiern eine eindeutige Kennzeichnung der Haltungsform vorgeschrieben ist (eine 0 auf der Schale steht für Ökologische Erzeugung, 1 für Freilandhaltung, 2 für Bodenhaltung und 3 für Käfighaltung), ist es bei anderen tierischen Produkten oder verarbeiteten Produkten mit tierischen Zutaten oft gar nicht so einfach zu erkennen, aus welcher Art der Tierhaltung sie stammen.

Generell auf Fleisch, Milch und Eier zu verzichten ist jedoch nicht zwangsläufig nötig, um etwas Gutes für die Tiere, die Umwelt und die eigene Gesundheit zu tun. Es reicht schon, den Konsum einzuschränken und auf die Herkunft der Produkte zu achten.