Der seit Juli 2017 bestehende Brass Band Bamberg e. V. gibt ein fulminantes und berauschendes Konzert im Herzen seiner Heimatstadt: Schauplatz ist am Sonntag, 4. November, 19 Uhr, das Große Haus des ETA-Hoffmann-Theaters in Bamberg.

Vier Jahre ist es her, dass Rupert Motschenbacher eine Gruppe eifriger Blechbläser um sich scharte und das Abenteuer Brass Band in Oberfranken ins Rollen kam. Im Juli 2017 formierte sich aus den Reihen der Projektteilnehmer ein nagelneuer Verein, der „Brass Band Bamberg e. V.“.  Ende September feierte der Verein nun  seinen ersten Geburtstag in einer Bamberger Traditionsbrauerei. Weitere Infos zur Brass Band Bamberg gibt’s auf deren Facebook-Seite.

Mit Franz Matysiak trat einst ein ganz Großer der deutschen Brass Band-Szene ans Pult der Bamberger. Der studierte  Bassposaunist hat sich nach Orchesterengagements in München, Bamberg und den USA dem Dirigieren verschrieben und ist ein Pionier der Brass Band-Bewegung in Deutschland. Als künstlerischer Leiter der Bayerischen Brass Band Akademie gelang ihm mit deren Flaggschiff, der 3BA Concert Band, fünfmal in Folge der Sieg in der höchsten Klasse der Deutschen Meisterschaft sowie der Sieg in der B-Section der Europameisterschaft, so etwas wie dem UEFA-Cup der Brass Band Szene.

Seine Probenarbeit ist penibel und streng. Sein Amtsantritt in Bamberg war deshalb eine aufregende Sache, auch für den ersten Konzertmeister Simon Ehnes: „Franz hat in manchen Kreisen das Image des feuerspeienden Drachen. Dabei war das Proben mit ihm vom ersten Tag an sehr angenehm. Ich komme beruflich aus dem Projektmanagement und bin von seiner Arbeit sehr beeindruckt. Franz weiß, was er will und zeigt nie Unsicherheit. Er kennt die Spielweise aller Instrumente, hört jeden Fehler. Für die Musiker bleiben dadurch keine Fragen offen.“

Perfekte Akustik im Theater

Eine sinnfällige Verbindung, findet Motschenbacher, der das erste Euphonium spielt und dem Konzert schon jetzt entgegenfiebert: „Die Akustik eines Theatersaals ist eigentlich wie gemacht für Konzerte. Jedes Geräusch von der Bühne muss schließlich im Zuschauerraum gut zu hören sein. Und wir haben ein aufregendes Programm in der Tasche. Wir sind zwar keine Schauspieler, aber die Werke sind ebenso ereignisreich wie ein Theaterstück. Anlassbedingt haben sich die 30 Musikerinnen und Musiker ihr bislang probenintensivstes Repertoire aufgebürdet. Gespielt werden nahezu alle großen englischen Komponisten der Brass Band-Szene. Das Programm ist fast durchgehend zeitgenössisch, reicht aber dennoch zurück bis in die Renaissance zur Zeit Heinrichs VIII. Das Motto rankt sich um die Mythengestalt des Drachen, Feuersbrünste und wilde Bergwelten.

Der Notenwart teilt ein halbes Jahr vor dem Konzert Stücke aus, mit denen kaum einer zurechtkommt. Dann beginnt man sie zu üben und schraubt sich über Monate nach oben, bis man sie beherrscht. Das ist, wie in einem guten Buch zu lesen. – Simon Ehnes, Konzertmeister

Großmeister Philip Sparke zeichnet in seiner Suite „Hymn of the Highlands“ ein gewaltiges Bild der berühmtesten Hochebene Schottlands. Die Bamberger wagen sich an den temporeichsten Satz daraus und erzählen mit „Strathcarron“ von entfesselten Schwertkämpfen. Rasende Melodieverläufe ohne Verschnaufpause. Für die Spieler heißt das proben.

Klassisch und modern zugleich

Wer Brass Band-Literatur liest, findet darin so einiges, da sich das Genre schon bald nach seiner Entstehung einer Stilvielfalt verschrieben hat, die kaum einen Wunsch offenlässt. Brass Band ist klassisch, kirchlich, modern und experimentell. Man will eigen sein, aber auch Melodien von Weltruhm auf die Bühne bringen, es soll knallen und zischen. Verantwortlicher Solist wird am 4. November Markus Neser am Es-Kornett sein. Er interpretiert „Live and Let Die“ , die Titelmelodie aus dem gleichnamigen James Bond-Film von 1973.

Brass Band-Konzert in Bamberg

Eines der Hauptwerke des Konzertes ist Peter Grahams „Day of the Dragon“. Die fünfsätzige Suite startet mit einem gesanglichen Euphoniumduett, zu dem sich in kaskadenartigem crescendo die übrigen Instrumente gesellen und den mächtigen Klang der Brass Band bis in den letzten Winkel des Konzertsaales reichen lassen. Irische Tänze steigern sich in einen fieberhaften Rausch.

Teil dessen ist auch das Euphonium, dem man unter den Blechblasinstrumenten die engste Verwandtschaft zur menschlichen Stimme nachsagt. Da scheint es logisch, ihm als Solist eine Bühne zu bieten. Goff Richards schrieb dafür „Pilatus. Mountain Air“. Spielen wird Rupert Motschenbacher.

Pure Energie der Musik

Die Ehre des Schlusswerkes gebührt einem dynamischen Schreiber der jüngeren Generation. Paul Lovatt-Cooper, Schlagzeuger der weltbekannten Black Dyke Band, trägt ebenso einen großen Namen als Komponist. Seine Werke scheinen vor Energie zu bersten, bringen Musiker ohne Mühe an ihre Grenzen. Die Gangart ist hoch, laut und schnell, aber weicht einen Wimpernschlag später zarten, verträumten Melodien von seltener Schönheit. „Eine Brass Band ist wie ein Sportwagen, flink, mit viel Power, wendig und agil. Sie kann im Bruchteil einer Sekunde von einem mächtigen fortissimo zu butterweichem piano wechseln und umgekehrt“, erklärt Chefdirigent Matysiak seine Faszination. „Die Bamberger sind hungrig. Ich freue mich auf das, was hier in der nächsten Zeit noch passieren kann.“

Tickets für das Brass Band-Konzert in Bamberg sind zum Beispiel bei tickets.infranken/brass-theater erhältlich.

Beitragsbilder: PR