Viele Gartenbesitzer haben sich unter dem Eindruck des Artenrückgangs und der Klimaentwicklung Gedanken zu ihrem Rasen gemacht und „wollten etwas für die Bienen tun“.

Tatsächlich gibt es hier mehrere Möglichkeiten, für mehr Blüten und Nahrungsangebot zu sorgen, informiert Kreisfachberater Michael Stromer in einem Umwelttipp des Landratsamt Lichtenfels.

Kräuter- und Blumenvielfalt

Die am wenigsten aufwendige Methode ist sicher, den Rasen einfach länger wachsen zu lassen und nur ein- oder zweimal im Jahr zu schneiden. Allerdings braucht es dazu Geduld und die passende Ausgangssituation, nämlich einen gewissen Grad an Kräuter- und Blumenvielfalt auf der Fläche selbst oder zumindest in der nahen Umgebung.
Bis sich der Rasen rein durch die Umstellung des Mäh-Rhythmus’ in eine artenreiche Blumenwiese verwandelt, können schon mal fünf bis zehn Jahre vergehen. Wenn kein Sameneinflug aus der Umgebung gegeben ist oder das Gras sehr fett steht, tut sich selbst nach einem Jahrzehnt nicht viel, weiß Stromer.

Die vorhandenen Gräser und einige wenige Kräuter sind meist so konkurrenzstark, dass sie ein Aufkommen der gewünschten Blütenpflanzen verhindern. Wichtig ist, dass nicht gemulcht wird, betont der Kreisfachberater. Mulchen und Artenvielfalt schließen sich wegen der Nährstoffnachlieferung durch den Rasen-Mulch und wegen der Verfilzung der Oberfläche weitgehend aus. Also: Mähen und Ab-Rechen. Wer auf Blumenwiesen umstellt, muss sich also auch Gedanken machen, wie er mit dem längeren Aufwuchs zurechtkommt.

So mäht man richtig 

Den besten Mehrwert für die Vielfalt schafft man, indem man die Wiese in kleineren Einheiten mäht und recht und dazu vielleicht sogar eine Sense und den Heurechen zur Hand nimmt. Das Vorbild für die Blumenwiesen sind die Extensiv-Wiesen der Landwirtschaft, die im Frühsommer (Heu) und im Hochsommer (Grummet) geschnitten werden beziehungsweise wurden. Ein Teil (oder auch alles) kann ruhig auch bis zum nächsten Frühjahr stehen. Das dann strohige Material lässt sich leicht mähen. Die Vögel holen sich im Winter die letzten Samen aus den Fruchtständen und die Insekten können in den Stengeln gut überwintern.

Nicht immer gelingt es, den Rasen allein durch die Umstellung des Mährhythmus in eine Blumenwiese zu verwandeln. Reicher Blütenflor kann ausbleiben, weil auf der Fläche oder in der Umgebung die entsprechenden Samen für Blühpflanzen nicht vorhanden und die vorhandenen Gräser sehr konkurrenzstark sind, erläutert Michael Stromer, Kreisfachberater für Gartenbau und Landespflege. In solchen Fällen empfiehlt er, die Grünfläche – zumindest zum Teil – mit einer Wiesenmischung neu anzusäen. Diese Teil-Fläche diene dann als Initialgeber für den Rest. Geeigneter Zeitpunkt für eine Neuansaat ist im Frühling – im April und Mai.

Aus Gründen der Arbeitswirtschaftlichkeit empfiehlt der Fachberater, ein oder mehrere Streifen in der Rasenfläche mit einer starken Fräse, am besten mit einer Umkehrfräse (die allerdings nur wenige Betriebe haben) aufzureißen, umzubrechen und mit einem feinkrümeligen Saatbett zu versehen. Das kann man in kleinen Bereichen natürlich auch per Spaten, Hacke und Rechen machen. Je weniger vom alten Grasboden wieder oben zu liegen kommt, desto bessere Chancen hat der im Folgenden eingebrachte Samen, sich durchzusetzen. Dabei brauchen die meisten Kräuter länger beim Auflaufen als die Gräser.

Samen aus der Region verwenden

Stromer rät deswegen, statt der 50/50-Prozent-Gras-Kräuter-Wiesenmischungen die mit einem höheren Anteil an Kräutern zu wählen. Er weist gleichzeitig darauf hin, dass Mischungen für Blühflächen gar keinen Grasanteil haben, dafür aber Blumensamen wie zum Beispiel Sonnenblumen und Nelken. Das ist zwar auch sehr schön, ergebe aber keine Blumenwiese mit langjähriger Standzeit. Am besten verwendet man sogenannte Regio-Saatgutmischungen mit Samen-Material aus der eigenen Floren-Region, bei uns aus dem „fränkischen Hügelland“, empfiehlt der Fachberater.

Das Saatgut wird dann nach Hersteller-Mengenangaben ausgestreut und nach Möglichkeit angedrückt – zum Beispiel mit einer Walze, durch Klopfen mit einer Schaufel oder mit Brettern an den Füßen, um ein Verwehen durch den Wind zu vermeiden. Die Kräuter und Gräser sind Lichtkeimer und dürfen also nicht in den Boden eingearbeitet werden. Haben die Samen mal gekeimt, sollten sie für einen möglichst hohen Anwachserfolg feucht gehalten werden – wie bei einer normalen Rasenanlage auch. Als Zeitpunkt für die Ansaat empfiehlt Michael Stromer den frühen Frühling, im April und Mai, denn da lassen sich Boden- und Nacht-Feuchte am besten nutzen. Oft sind die im Boden vorhandenen, in der Dominanz aber unerwünschte Kräuter wie Disteln und Melden schneller im Wachsen als die eigentlich eingesäten Kräuter. In kleinen Mengen sollte man sie ausstechen, bei größerer Fläche empfiehlt sich ein Schröpfschnitt auf fünf Zentimeter mit Entfernung des Mahdgutes.

Mit dem Saatgut sollte sorgsam umgegangen werden, betont der Kreisfachberater. Die Hersteller verwenden sehr viel Mühe für den sortenreinen Anbau der einzelnen Kräuter, die Ernte und Lagerung und für die genaue Herstellung der Mischungen. Deshalb sind sie auch zu schade dafür, einfach auf einen alten Rasen ausgestreut zu werden.

Text: Umweltstation Lichtenfels
Bild: Christian Schwier, Fotolia