In den vergangenen Wochen übten wir uns im Verzicht und lernten Neues – und haben dabei auch das ein oder andere ungewöhnliche, erheiternde oder auch aufbauende Erlebnis gehabt. All das und was sonst noch keinen Platz in unseren wöchentlichen Fastenbericht gefunden hat, ist hier zu finden.

Stress durch Yoga

So wurde zum Beispiel die Stress fastende Sina Kemnitz von Coburg Stadt & Land zu Fastenbeginn häufig von Kollegen und Freunden gefragt, ob sie sieben Wochen lang nicht arbeiten müsse. Leider konnten wir das nicht ermöglichen. Ebenfalls eher weniger zum Stressreduktion beigetragen hat wohl der häufig ausgesprochene Satz „Ich denke, du machst Stressfasten?“, wenn die Redakteurin sich über etwas aufgeregt hat. Zudem konnte das zu Beginn getestete Yoga nicht ganz überzeugen: „Zwar war ich nach dem Yoga total entspannt, allerdings habe ich mich überhaupt nicht ausgepowert gefühlt – und das hat mich wieder gestresst. Denn nach einem langen Arbeitstag, den ich nur sitzend vor dem PC verbringe, muss ich mich richtig bewegen.“

Fasten ohne und mit Leid

Bewegt hat sich auch Jessica Rohrbach (Essen ohne Tierleid) und zwar zum Bioladen. Wo, wenn nicht hier, könnte es Käse aus einem Betrieb mit kuhgebundener Kälberaufzucht geben. Und an welchem anderen Ort ist man außergewöhnliche Fragen zu Herkunft und Inhaltsstoffen von Nahrungsmitteln gewohnt? „Offenbar habe ich mit meiner Frage aber noch eine Lücke gefunden“, berichtet die Redakteurin vom Bad Kissinger Anzeiger scherzend. „Mir wurde versichert, dass diese Frage noch nie zuvor in diesem Laden gestellt wurde!“ Am Ende wurde der tierleidfreie Käse online gefunden.

Tierisches Leiden hingegen verursachten mehr als 40 Tage lang „Kleiner Beilagensalat“ in Dauerschleife beim Fleisch fastenden Kollegen Jürgen Scheibe vom Lichtenfelser Wochenblatt: „Ich habe während des Fleischverzichts wirklich gelitten wie ein Hund, dem man einen Napf gekochter Karotten statt Chappi vor die Schnauze gestellt hat. Ich hätte mich so sehr über ein kleines Schlupfloch gefreut. Als ich mich für meinen Abschlussbeitrag im Internet erstmals über Fastenbräuche informiert habe, las ich doch tatsächlich, dass die Sonntage aus der Fastenzeit ausgenommen sind. Ich hätte also zumindest einmal in der Woche etwas Gesundes essen können! Leider habe ich diese wertvolle Info erst am Montag der Karwoche gelesen.“

Faszination Bildschirm

In Bamberg und Kitzingen fiel das Durchhalten ebenfalls schwer. Pia Nowak (Fernseher und Netflix fasten) folgte nicht etwa am Sonntag, nein, sogar mitten in der Woche (!) ohne zu Überlegen dem Gruppenzwang und klickte bei einem im Redaktionschat geteilten Video auf „Play“. Es sei ihr verziehen, schließlich gehören Videos auch zu unserer Arbeit.

Während Pia sich nach selbiger öfter beim schon automatisierten Griff zur Fernbedienung ertappte, erreichte die Sehnsucht nach Touchscreens bei Nina Grötsch (Handy-Bildschirmzeit fasten) während des Einkaufens seinen Höhepunkt: „Ich habe mich dabei erwischt, wie ich am Ausgang eines Geschäfts gar nicht mehr von einem Tablet weichen wollte, das dort aufgestellt war, damit die Kunden dort ihr Einkaufserlebnis mit Top oder Flopp bewerten.“

Wertschätzung und Ekel

Redakteur Lukas Pitule von Forchheim und Erlangen-Höchstadt Stadt & Land hatte hingegen beim Müll sammeln neben ekelerregenden Entdeckungen auch sehr nette Begegnungen: „Für mich war es schön, als andere Spaziergänger sich bei mir bedankt haben, während ich Müll gesammelt habe. Das war nett und wertschätzend.“ Weniger schön liest sich die Top 5 der ekelhaftesten Dinge, die in seinem Müllsack landeten: „Auf Platz 5 sind getragene Masken. Auf Platz 4 sind alte gebrauchte Socken, auf Platz 3 gebrauchte Taschentücher. Und Platz 2 und Platz 1 sind so ungefähr gleich ekelhaft: gebrauchte Kondome und angekotzter Müll.“

Kaputte Zähne und abgeschnittene Ohren

 

Den größten Verlust während des Fastens erlitt Tamara Keller vom Rhön-Grabfeld Anzeiger bei ihrem Thema „Hula Tanz und Ukulele lernen“. Vor lauter Wut und Frust während des Einübens von schwierigen Akkorden biss sie in ihre Ukulele. Der Zahn gab nach, die Ukulele hingegen entpuppte sich als Produkt echter Wertarbeit. Zudem blieb eine beherrschende Frage während des Ukulele-Lernens für die Redakteurin offen: „What shall we do with the drunken sailer? Auch nach dem 10 000. Mal spielen, hoch und runter, kann ich es leider nicht beantworten!“

Mehr Antworten gab es bei Jessica Rus vom Kulmbacher Anzeiger (Allgemeinwissen verbessern). Sie hatte bei ihrem letzten Quizspiel-Abend erstmals keine Probleme mehr, einen Teampartner zu finden. „Jeder wollte mit mir gewinnen – und das haben wir auch!“. Auch Kunstgeschichte stand während des Lernens auf dem Stundenplan: „Das Kapitel ,Vincent van Gogh’ fand ich so verstörend, dass ich in der Nacht einen Albtraum hatte, dass mir jemand das Ohr abschneiden möchte“, so Jessica Rus. Sie merken, die Fastenzeit war recht turbulent für uns Redakteure.

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