Am 11. Dezember laden die Pfarrgass-Sänger zu ihrem Jubiläumskonzert mit befreundeten Chören ein. Das A-cappella-Trio aus Kleinlangheim ist seit 20 Jahren aktiv und mittlerweile in ganz Franken und darüber hinaus ein Begriff. Der Erlös geht an die Lebenshilfe Kitzingen.

Ab 18 Uhr singen die befreundeten Chöre Wiesenbronner Dreiklang, Bergelmer Sängerinnen, Frankobarden, Hellmsemer Dorfmusikanten und Pfarrgass-Sänger in der Kirche St. Georg und Maria in Kleinlangheim. Der Erlös ist für die Lebenshilfe Kitzingen bestimmt.

Die Geschichte des Trios

Am Kleinlangheimer Weihnachtsmarkt nahm die Geschichte ihren Lauf. Monika und Gerhard Zehnder sowie Dieter Zeller bildeten einen Teil der lebenden Krippe. Sie liehen den biblischen Gestalten nicht nur ihre Körper, sondern auch ihre Stimme. „Unser Gesang kam damals gut an“, erinnert sich Gerhard Zehnder. „Und uns selbst hat das gemeinsame Singen auch richtig Spaß gemacht.“ Also haben sie sich fortan einmal wöchentlich im Haus der Zehnders in der nahen Pfarrgasse getroffen. „Den Namen Pfarrgass-Sänger hatten wir gleich“, sagt Gerhard Zehnder. Dass der Name 20 Jahre später ein Begriff in der fränkischen Volksmusikszene sein würde, hätte damals keiner von ihnen für möglich gehalten.

2002 schied Monika Zehnder aus, Ansgar Leimig übernahm ihren Platz. Die drei Männer trafen und treffen sich jeden Freitag zum Üben, beinahe jedes zweite Wochenende fahren sie zu einem Auftritt. Aus Bad Windsheim, Würzburg, Nürnberg und sogar Berlin kommen die Anfragen. „Wir müssen keine Werbung für uns machen“, freut sich Dieter Zeller. „Die Leute kommen auf uns zu.“ Und so singen die drei bei Hochzeiten, in Wirtshäusern, bei Geburtstagen und in Kirchen. Immer auf fränkisch, immer a capella. „Wir wollen nicht von einem Instrument begleitet werden“, sagt Dieter Zeller. „Dann wären wir nicht mehr authentisch.“

Unvergessliche Momente24 Auftritte hatten die Pfarrgass-Sänger alleine im letzten Jahr. Manche gehen ihnen selbst ganz schön unter die Haut. Ansgar Leimig erinnert sich an einen Auftritt im Altenheim. Eine Frau im Rollstuhl wurde hereingefahren, ihr Körper gebrechlich. Die Frau schlief, nach 15 Minuten öffnete sie langsam die Augen, nach 20 Minuten sang sie mit. „Die Pfleger hatten sie noch nie so lebendig erlebt“, erzählt er. Erlebnisse, für die sich das viele Üben und Reisen lohnt. „Solche Momente kannst du nicht mit Geld kaufen“, bestätigt Gerhard Zehnder. „Wir geben viel, bekommen aber noch viel mehr zurück.“

So wie an einem Heilig Abend, als die drei in einem anderen Seniorenheim auftraten. „Wir haben unser Programm nach einer Zeit über den Haufen geworfen und einfach zusammen mit den Bewohnern gesungen“, erinnert sich Dieter Zeller. „Das war das schönste Weihnachten seit langem.“

Wie gut das Singen Geist und Körper tut, erleben die drei immer wieder von Neuem. „Beim Singen kannst du wunderbar abschalten“, erklärt Ansgar Leimig. „Eine stressige Arbeitswoche war beispielsweise am Freitagabend nach der Probe vergessen.“ Gerhard Zehnder hat das Singen vor fünf Jahren über eine Lebenskrise hinweg geholfen. Und Dieter Zeller war nach dem Brand seines Hauses im letzten Jahr am Boden zerstört. „Die Gemeinschaft und die Auftritte haben mir geholfen, diese Zeit zu überstehen“, sagt er.

Längst sind die drei Sänger Freunde geworden. „Ein eingeschworener Haufen“, wie Gerhard Zehnder sagt. Die Musik ist ihr Bindeglied, dabei hat keiner von ihnen eine professionelle Gesangsausbildung genossen. „Wir sind alle Laien“, sagt Zehnder. Auch wenn die Begeisterung für die Musik bei allen sehr früh begann.

Dieter Zeller hat von Jugend an gerne musiziert, hat Flöte und Gitarre gelernt. Als Erwachsener ist er dem Kleinlangheimer Männerchor beigetreten. Dort hat er Gerhard Zehnder getroffen, der das fränkische Liedgut spätestens seit einem Besuch eines Liedernachmittags in Rüdenhausen vor etwas mehr als 40 Jahren liebt. „Eine Oma hat neben mir so lautstark und begeistert gesungen“, erinnert er sich. „Das war richtig ansteckend.“

Gesang im SchweinestallAnsgar Leimig hatte als Kind ganz besondere Zuhörer. „Beim Schweinestall-Ausmisten habe ich immer vor mich hin gesungen“, berichtet er. „Nicht besonders gut, aber dafür laut.“ Mitte der 80er-Jahre ist er nach Kleinlangheim gezogen. Nach dem Hausbau ist er ebenfalls dem Chor beigetreten, dann den Pfarrgass-Sängern.

Mittlerweile hat das Trio rund 120 Lieder im Repertoire: Trink- und Weinlieder, Marienlieder, Advents- und Weihnachtslieder. „Wir singen zu allen Gelegenheiten“, sagt Gerhard Zehnder und lacht.

Lrd